Konzept zur Ausbringung der Schwarzpappel in den Auen von Elbe und Mulde des Landkreises Nordsachsen

Die Schwarzpappel (Populus nigra) ist die wertgebende Art der Weichholzaue bzw. der Übergangsbereiche zwischen Weichholz- und Hartholzaue. Damit ist sie auch wertgebender Bestandteil des prioritären Lebensraumtyps *91E0 (LRT Erlen-Eschen- und Weichholz-Auenwälder) in der besonders seltenen und gefährdeten Ausbildung 3, den eigentlichen Weiden-Weichholz-Auenwäldern.

 

Die Art ist in Sachsen nach der aktuellen Roten Liste 2013 in der höchsten Gefährdungskategorie "Vom Aussterben bedroht" (RL 1) eingestuft. Die hohe Gefährdungseinstufung ergibt sich neben dem inzwischen sehr seltenen Vorkommen solcher Weichholz-Auenwälder und ihrer Standorte (an der Elbe z.B. fast verschwunden) in diesem besonderen Fall auch durch spezifische Lebensbedingungen der Art selbst.

 

Die echte Schwarzpappel ist relativ konkurrenzschwach, vor allem in einer sensiblen Keimlings- und Jugendphase; hier benötigt sie neben hohen Ansprüchen an die Wasser- und Nährstoffversorgung auch viel Licht und offene Standorte zum Keimen. Derartige Standorte sind nur in Auen mit hoher Überflutungs- und Prozessdynamik vorhanden, damit derartige Standorte immer wieder neu entstehen. Ohne diese spezifischen Standortbedingungen ist die Art gegenüber den anderen bestandsaufbauenden Arten ihrer Lebensräume, z..B. Baumweiden, aber auch Ulmen und Eschen, viel konkurrenzschwächer und kann sich kaum durchsetzen. Sekundärstandorte sind nur vereinzelt vorhanden (z..T. in Lücken im Uferverbau der Elbe oder in Kiesabbauflächen in Auen; allerdings dort kaum mit Chance auf langfristige Erhaltung).


Die spezifischen Standortbedingungen, welche eng an eine rezente Überflutungsdynamik gekoppelt sind, sind in den großen Auen kaum noch vorhanden; dadurch können Schwarzpappeln kaum noch keimen und kommen anschließend Jungpflanzen kaum noch auf (durch Nutzung der Überflutungsflächen beispielsweise als Mahd- oder Weidegrünland).

Schwarzpappelaufwuchs im Uferverbau der ElbeSchwarzpappel-Aufwuchs an der Elbe bei Dommitzsch 

 

In Sachsen kommt die Art nach derzeitigem Kenntnisstand nur in der Elbaue, unteren Muldeaue und der Neißeaue vor; also großen Stromtälern mit entsprechenden Standorten. Ein Großteil des theoretischen Schwarzpappel-Lebensraums wie auch der real vorhandenen Schwarzpappel-Bestände befindet sich im Landkreis Nordsachsen an Elbe und Mulde. Eine besondere Bedeutung nimmt dabei auch die Vereinigte Mulde ein, da diese noch größere Abschnitte mit freier Gewässerdynamik besitzt, noch eine Reihe von Weichholz-Auenwäldern vorhanden sind, sowohl großflächige Überflutungen als auch Fließgewässerverlagerungen stattfinden, somit auch noch real neue Weichholz-Auenwälder entstehen. Trotzdem sind derzeit insgesamt die Bedingungen eingeschränkt (Muldeaue) bis ungünstig (Elbaue) für ein natürliches Fortbestehen der Schwarzpappel und gezielte Hilfsmaßnahmen unter genauen Rahmenbedingungen notwendig. Dies bezieht sich vor allem auf eine Verdichtung des noch vorhandenen Schwarzpappel-Bestandes durch gezielte Nachpflanzungen (Art ist zweihäusig; Pollen werden nur etwa 600-800 m weit getragen).
In den letzten Jahren fanden zahlreiche Bemühungen für den Erhalt der Art statt; wichtig waren hierbei vor allem die flächendeckenden Erfassungen (BesIn-Projekt des NABU) der noch vorhandenen Schwarzpappeln und ihre genetische Verifizierung. Parallel hierzu fanden jedoch bereits verschiedenste Pflanz- und Wiederansiedlungsprojekte zahlreicher Akteure an verschiedensten Stellen statt; ein Überblick über alle Maßnahmen ist derzeit nur noch sehr schwer möglich.
(Quelle: Volker Dittmann, UNB Landratsamt Nordsachsen)

 

Ziel des geplanten Artenschutzprojektes Schwarzpappel soll es sein:
1.    Erarbeitung einer Konzeption zur Ausbringung autochthoner Schwarzpappeln in den Auen von Mulde und Elbe des Landkreises Nordsachsen
1.1.     Recherche aller bisherigen Initiativen, Planungen, Pflanzmaßnahmen und deren Ergebnisse
1.1.1.     erfassen, wo ist was gemacht worden
1.1.2.     erfassen, wo findet sich Naturverjüngung
1.1.3.     Zustandsanalyse
1.1.4.     Zusammenführen aller Initiativen (Netzwerk)
1.2.    Dokumentation der Erfassungsergebnisse
1.3.    Erarbeitung von fachlichen und rechtlichen Rahmenbedingungen (u.a. Flächenverfügbarkeit, Eigentumsverhältnisse)

2.    Erarbeitung Ausbringungs- bzw. Umsetzungskonzept

3.    Erste Umsetzungsschritte, geplant sind vorerst 300 Stück Populus nigra, Qualität: Heister, 100-200, im Topf ab Herbst 2019

SP-Elbe
SP-Borke
Schwarzpappel an der Elbe

 

Projektlaufzeit: Oktober 2019 bis Mai 2023

Umsetzungsziel:              

Pflanzung von 300 Stück Schwarzpappeln in die Elbe und Muldeaue des Landkreises Nordsachsen

 

Projektkoordinierung in Kooperation mit dem LPV Nordwestsachsen (für die Muldeaue):

  • Weitere Akquise geeigneter Standorte

  • Umfassende Abstimmungen mit den zuständigen Behörden

  • Einholung Zustimmungen der Grundeigentümer und Landnutzer und konkrete Abstimmungen zu den Standorten

  • Ausschreibung Leistungen

  • Begleitung der Umsetzung durch Koordinierung der Pflanzungen und Pflegeleistungen

Ergebnisse (Stand Oktober 2020):

  • Erarbeitung des Konzeptes mit Sachstand zum 30.09.2020

  • Herbst 2019 bis Frühjahr 2020 Pflanzung von 81 Stück Schwarzpappeln, einschließlich Fertigstellungspflege

  • Koordinierung  von umfangreichen Bewässerungsmaßnahmen auf Grund der anhaltenden Trockenheit

  • Öffentlichkeitsarbeit

Schwarzpapel-Pflanzung Gebiet DommitzschSchwarzpappel-Pflanzung Gebiet Polbitz

 

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